Letzten Samstag meinte die große Tochter noch bettwarm vom Mittagsschlaf, dass sie ein Prinzessinnenkleid braucht. Und zwar eines, dass bis zum Boden geht und absteht und sich ganz doll dreht. Und zwar am besten jetzt! Sofort!
Das mit dem Jetzt! Sofort! gestaltete sich allerdings schwierig, denn in unserem Provinznest werden samstagsmittags um zwölf die Bordsteine hoch geklappt; also nix mit mal eben in die Stadt gehen und hochadlige Stoffe shoppen. Das Kind war aber so euphorisch und bot auch gleich seine Hilfe beim Nähen an, dass ich ihren Wunsch unmöglich sofort ausschlagen konnte.
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Um Zeit zu schinden, habe ich ihr daher erstmal den Vorschlag gemacht den Bastel- und Stoffschrank zu durchwühlen (und ganz nebenbei unauffällig aufzuräumen). Ich hatte nicht wirklich geglaubt, etwas Prinzessinnenkleid-taugliches zu finden, bis uns eine - schon seit Jahren in meinem Besitz befindliche und noch in Originalverpackung eingewickelte - Kreistischdecke in die Hände fiel. Ich weiß schon gar nicht mehr wie dieses hässlich hellblau-grün-opal schimmernde Synthetiktextil den Weg zu mir gefunden hat, aber ich weiß, dass ich es von Umzug zu Umzug aufgehoben hatte, weil ich immer glaubte, irgendwann würde ich das Teil bestimmt mal brauchen. Zum Schrottwichteln zum Beispiel... ;-)
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Das Töchterlein war beim Anblick dieser Tischdecke sofort verliebt und bestimmte, der Stoff und kein ander soll es sein. Fürs Recyceln bin ich ja sowieso immer zu haben und daher war ich auch gleich Feuer und Flamme. Und ich wusste auch spontan, wie wir das Kleidchen nähen werden: Das Oberteil sollte dehnbar sein, damit sie das Kleidchen leicht an- und ausziehen kann. Das war wichtig, denn meine Maus liebt nichts mehr, als sich ständig an-, aus- und umzuziehen. Aus dem Grund - und weil der Stoff sowieso nicht für ein ganzes Kleidchen gereicht hätte - haben wir noch weißen Jersey für das Oberteil kombiniert. Ganz hinten im Stoffschrank haben wir dann auch noch ein ebenfalls gut gelagertes, originalverpacktes Fliegengitter gefunden und spontan zur Minischleppe umfunktioniert.
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Das Kleid an sich war dann mit Hilfe der Tochter wirklich ganz schnell genäht.
Falls noch jemand auf der Suche nach einem Last-Minute-Faschingskostüm für morgen ist und zufälligerweise eine Tochter mit der Größe 104 zu benähen hat, darf sich gerne hier das Schnittmuster für das Oberteil mitnehmen.
Außerdem braut ihr:
- dehnbares Material (Jersey u.Ä.) für die Ärmel und das Oberteil
- eine Tischdecke mit einem Durchmesser von ca. 135 cm (natürlich könnt ihr auch jedes andere Rockteil an das Oberteil ansetzen - auch ein selbstgenähtes ;-) ...
- ca. 50 cm Gummilitze
- etwas Gummifaden (Smokgarn)
- optional Organza, Taft, Softtüll, Perlen, Nieten, u.Ä. für Verzierungen
So geht ihr vor:
Eine Fotoanleitung habe ich für euch heute nicht, aber ich habe versucht, das Prinzip des Zuschnittes mit einer Skizze für euch festzuhalten. Für den Brusteinsatz habe ich einen Keil aus dem Kleidchen geschnitten und dabei gleichzeitig den Saum der Tischdecke recycelt. Den Tellerrock habe ich dann aus der restlichen Tischdecke wie auf dem Bild dargestellt zugeschnitten.
Das Oberteil nähen:- Die Schulternähte des Oberteils schließen.
- Den Brusteinsatz an den Seitennähten des Oberteils einpassen und annähen.
- Den restlichen Halsausschnitt einmal nach links umklappen und einfach säumen. In dem dabei entstandenen "Hohlraum" eine schmale Gummilitze oder einen Gummifaden (Smokgarn) einziehen und die Enden innerhalb der Nahtzugabe fixieren.
Die Ärmel nähen: - Die Ärmel an der Unterkante mit einem Rollsaum versehen.
- Mit einer schmalen Gummilitze (oder Framilonband) die Oberarmlinie auf ca. 22 cm (oder den Oberarmumfang des Kindes + 2 cm) raffen. Wer mag kann - wie bei unseren Ärmeln - noch eine zweite Rüsche aus z.b. Softtüll mit aufnähen.
- Die Unterarmnaht schließen.
- Die Schulternaht soweit einkräuseln, dass der Ärmel in die Armkugel des Oberteils passt.
- Die Ärmel in das Oberteil einsetzen.
Den Rock nähen:- Die hintere Naht am Rockteil schließen.
- Das Rockteil an das Oberteil annähen. Dabei kann man auch noch - wie z.B. für unsere Minischleppe - eine zweite Lage aus z.b. Softtüll mit zwischenfassen.
Fertig! Das ging doch wirklich schnell. Zeitaufwendiger wird es natürlich, wenn man jetzt noch die Tüdelkiste bemüht und mit allerlei Perlen, Zierbändern und Co das Kind zur glücklichsten Prinzessin aller Zeiten macht. Und NATÜRLICH kann man anstelle der Tischdecke auch einen ganz normalen Tellerrock - oder jeden anderen Rocktyp egal ob kurz oder lang - verwenden und nähen. Eurer oder vielmehr der Fantasie eurer Kinder sind da keine Grenzen gesetzt :-).
Liebe Grüße,
Florentine
Ach so, ja, ja ... ich weiß, ich weiß, der Post kommt jetzt fast schon ein wenig spät, aber ich habe es einfach nicht früher geschafft. Die Mädels sind beide krank und die Große fiebert sogar. Es ist recht unwahrscheinlich, dass sie morgen ihr Kleidchen zum Faschingsfest in den Kindergarten ausführen wird, worüber sie - verständlicherweise - sehr, sehr unglücklich ist. Aber seien wir mal ehrlich: Prinzessinnenkleider kann man das ganze Jahr über tragen. Weswegen wir auch gleich bei
MyKidWears vorbei schauen - denn das Kleidchen hat die Maus tatsächlich heute schon angehabt.