Heute Nachmittag steigt im Kindergarten das Sommerfest und - zumindest seit meine Kinder ihre Vormittage dort verbringen - findet das Ganze zum erste Mal auch unter einem Motto statt: kunterbunte Clownparty. Meine Mädels waren natürlich begeistert und überschütteten mich sofort mit Ideen und Wünschen für ihre - ganz selbstverständlich vorausgesetzten - von Mama genähten Kostüme. Kleider mussten es sein. Schön bunt. Und bauschig. Mit Knöpfen und Schleifen. Also stecke ich nun gerade mittendrin in der Endfertigung zweier Kostüme für das heutige Kindergartenfest. Wie immer auf den letzten Drücker. Aber das kennt ihr von mir doch eh nicht anders.
Mit fertigen Kostüme kann ich hier also noch nicht dienen, aber wenigstens ein Teil davon möchte ich euch heute schon zeigen. Ich war ja ein wenig ratlos, wie so ein Clownkleid wohl aussehen soll. Clowns tragen in meiner Vorstellung immer so ein Jumpsuit mit gerafften Arm- und Beinsäumen und einer Halskrause. Sowas hätte ich ja gerne genäht, aber das war leider nicht erwünscht. Ihr erinnert euch; es sollten Kleidchen sein. Na gut, dann aber wenigstens mit ganz bauschigen Röcken. Sofort dachte ich dann an einen Tüllrock, wie den von meinem Tutorial für unser Pfauen- und Katzenkostüm. Die Kleine legt bei solch mütterlichen Entscheidungen noch kein Veto ein, doch ich habe die Rechnung ohne die Große gemacht. Folgender Dialog trug sich dann zu - zur Erinnerung, das Kind ist (noch) drei.
Ich (frühmorgens, freudestrahlend nach einem mitternächtlichen Näheinsatz): Guck! schau! Dein Rock! Ist der nicht hübsch? Und so bunt!
Tochter (mit in Falten gelegter Stirn):Ein Kleid ... !!K-LEIIIIII-D!! ... - Mama - Nicht ROCK! Verstehst du den Unterschied ...??"
Ich (dümmlich guckend): Ohh, ach so, klar, kein Problem, dann nähe ich das Ding also an dein Oberteil.
Tochter (jetzt etwas aufgebracht):Nein, nein, nein, Mama. Hörst du mir zu? Ein !!K-LEIIIIII-D!! .. Kleider müssen doch schwingen, fliegen, drehen und nicht nur so steif abstehen ...
Tochter (mit in Falten gelegter Stirn):Ein Kleid ... !!K-LEIIIIII-D!! ... - Mama - Nicht ROCK! Verstehst du den Unterschied ...??"
Ich (dümmlich guckend): Ohh, ach so, klar, kein Problem, dann nähe ich das Ding also an dein Oberteil.
Tochter (jetzt etwas aufgebracht):Nein, nein, nein, Mama. Hörst du mir zu? Ein !!K-LEIIIIII-D!! .. Kleider müssen doch schwingen, fliegen, drehen und nicht nur so steif abstehen ...
Alles klar, ich wusste Bescheid. Naja, zumindest bei Einem war ich mir nun sicher; Ein Tutu-Rock sollte es nicht werden! Um die gewünschte Bauschigkeit des Kleides zu erreichen, musste ich also auf ein Nähprojekt zurück greifen, dass ich laaaaaange vor mir hergeschoben habe: Ein Petticoat!
Ein Petticoat ist ein bauschiger Unterrock, der aus etwas versteiften Materialien, wie z.B. Taft, Tüll oder Organza genäht wird und in gekräuselten Stufen gearbeitet ist. Die Stufen können für zusätzliches Volumen außerdem noch mit Spitzen oder Rüschen versehen werden. Petticoats gehörten in den 50er Jahren zur Standardgarderobe für die damaligen taillenbetonten Tanzkleider mit ihren weiten Tellerröcken. Als Faustregel kann man sagen, dass ein Petticoat umso voluminöser ist, je mehr Stufen er hat und je enger diese sind.
Während dem Nähen wurde mir auch wieder bewusst, warum ich den Petticoat so lange auf die lange Bank geschoben habe. Nicht etwa, weil er so schwer zu nähen ist (wobei meine Stoffwahl, ein Two-Color-Organza - sicher nicht das einfachste Material war), sondern weil die Näherei in echte Fleißarbeit ausartet. Bei diesem Petticoat habe ich mich für fünf Stufen entschieden, wobei die oberste Stufe eine initiale Länge von einem Meter haben sollte und jede weitere Stufe dann die doppelte Länge der darüber liegenden Stufe. Das ist also ganz einfache Mathematik: Die erste Stufe hat eine Länge von 1 m, die zweite somit 2 m, die dritte 4 m, die vierte 8 m und die letzte Stufe schließlich eine ganz erstaunliche Länge von 16! m. Und jetzt wird euch hoffentlich auch klar, warum ich von Fleißarbeit sprach. Die Kantenlänge der untersten Stufe muss ja auch versäubert werden. Normalerweise verwendet man dazu Schrägband, da das Gewicht den Rock etwas nach unten zieht und sich dadurch die einzelnen Falten nicht ineinander verwursteln. Auf Schrägband, womöglich auch noch selbst angefertigt, hatte ich aber überhaupt keine Lust, also habe ich mich für einen breiten Rollsaum entschieden, für den meine Overlock aber auch noch über eine halbe Stunde dauerrattern musste. Und anschließend mussten die 16 m auf die 8 m der vierten Stufe eingereiht werden. Und die dann wieder auf die 4 m der dritten Stufe, usw... Wenn man dafür nicht gerade - wie ich zum Glück eben doch - einen Kräuselfuss für die Nähmaschine oder - noch besser - die Overlock besitzt, dann kann man vermutlich Tage damit zubringen, die einzelnen Stoffbahnen händisch mit Kräuselfäden auf die korrekte Länge einzuhalten. Mit so einem Kräuselfuss dauert es zwar auch noch die eine oder andere Stunde, bis schließlich die letzte Stufe eingereiht ist, aber es ist erträglich.
Übrigens, für diesen Petticoat habe ich zwei Meter lila-orangen-Organza (1,60 m breit liegend) verarbeitet und so zugeschnitten, dass ich immer 10 cm breite Streifen von 2 m Länge hatte. Ich habe mir das vor dem Zuschnitt kurz ausgerechnet und festgestellt, dass meine Streifen 10 cm breit sein können, damit ich auf die nötigen 16 (eigentlich 15,5) Streifen für eine Gesamtlänge von 31 m komme.
Neben dem deutlich weniger voluminösen und nie verbloggten Unterrock für unser Prinzessinnenkleid (aus Tüll; unterste Bahn nur 4 m), haben wir jetzt also einen richtigen Petticoat und ich bin ganz vernarrt in das Teil. Am liebsten würde ich mir selber einen Nähen und tatsächlich habe ich mir auch schon geeignetes Material bestellt. Petticoats stehen ja im Ruf, dass sie der Trägerin, egal wie diese tatsächlich gebaut ist, immer zu einer schlanken Silhouette verhilft. Diese Eigenschaft würde ganz hervorragend zu meiner geplanten capsule wardrobe passen.
So, jetzt gehe ich aber flucks zurück an den Nähtisch, ich muss noch ein wenig Feintuning betreiben ...
Liebe Grüße,
Florentine
Ein Petticoat ist ein bauschiger Unterrock, der aus etwas versteiften Materialien, wie z.B. Taft, Tüll oder Organza genäht wird und in gekräuselten Stufen gearbeitet ist. Die Stufen können für zusätzliches Volumen außerdem noch mit Spitzen oder Rüschen versehen werden. Petticoats gehörten in den 50er Jahren zur Standardgarderobe für die damaligen taillenbetonten Tanzkleider mit ihren weiten Tellerröcken. Als Faustregel kann man sagen, dass ein Petticoat umso voluminöser ist, je mehr Stufen er hat und je enger diese sind.
Während dem Nähen wurde mir auch wieder bewusst, warum ich den Petticoat so lange auf die lange Bank geschoben habe. Nicht etwa, weil er so schwer zu nähen ist (wobei meine Stoffwahl, ein Two-Color-Organza - sicher nicht das einfachste Material war), sondern weil die Näherei in echte Fleißarbeit ausartet. Bei diesem Petticoat habe ich mich für fünf Stufen entschieden, wobei die oberste Stufe eine initiale Länge von einem Meter haben sollte und jede weitere Stufe dann die doppelte Länge der darüber liegenden Stufe. Das ist also ganz einfache Mathematik: Die erste Stufe hat eine Länge von 1 m, die zweite somit 2 m, die dritte 4 m, die vierte 8 m und die letzte Stufe schließlich eine ganz erstaunliche Länge von 16! m. Und jetzt wird euch hoffentlich auch klar, warum ich von Fleißarbeit sprach. Die Kantenlänge der untersten Stufe muss ja auch versäubert werden. Normalerweise verwendet man dazu Schrägband, da das Gewicht den Rock etwas nach unten zieht und sich dadurch die einzelnen Falten nicht ineinander verwursteln. Auf Schrägband, womöglich auch noch selbst angefertigt, hatte ich aber überhaupt keine Lust, also habe ich mich für einen breiten Rollsaum entschieden, für den meine Overlock aber auch noch über eine halbe Stunde dauerrattern musste. Und anschließend mussten die 16 m auf die 8 m der vierten Stufe eingereiht werden. Und die dann wieder auf die 4 m der dritten Stufe, usw... Wenn man dafür nicht gerade - wie ich zum Glück eben doch - einen Kräuselfuss für die Nähmaschine oder - noch besser - die Overlock besitzt, dann kann man vermutlich Tage damit zubringen, die einzelnen Stoffbahnen händisch mit Kräuselfäden auf die korrekte Länge einzuhalten. Mit so einem Kräuselfuss dauert es zwar auch noch die eine oder andere Stunde, bis schließlich die letzte Stufe eingereiht ist, aber es ist erträglich.
16 m Rollsaum! |
Neben dem deutlich weniger voluminösen und nie verbloggten Unterrock für unser Prinzessinnenkleid (aus Tüll; unterste Bahn nur 4 m), haben wir jetzt also einen richtigen Petticoat und ich bin ganz vernarrt in das Teil. Am liebsten würde ich mir selber einen Nähen und tatsächlich habe ich mir auch schon geeignetes Material bestellt. Petticoats stehen ja im Ruf, dass sie der Trägerin, egal wie diese tatsächlich gebaut ist, immer zu einer schlanken Silhouette verhilft. Diese Eigenschaft würde ganz hervorragend zu meiner geplanten capsule wardrobe passen.
So, jetzt gehe ich aber flucks zurück an den Nähtisch, ich muss noch ein wenig Feintuning betreiben ...
Liebe Grüße,
Florentine